Die sprechende Blume und der Stallknecht

 

Ein tapferer Stallknecht machte sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Freundin, die eine Hexe verzaubert hatte. Doch er wusste weder in was sie verwandelt war, noch wo er sie finden konnte. Also beschloss er die Hexe zu suchen.
Er suchte die Hexe nah und fern, in den Bergen und im Flachland, doch er fand sie nicht. Der Knecht war sehr traurig, weil er dachte, er würde seine Freundin nie wieder finden.
Doch er erfuhr von einem alten Mann, von dem man erzählte, dass er auf alles eine Antwort wüsste. Dies machte ihm wieder Mut. Er suchte den Alten auf und berichtete ihn davon was vorgefallen war. Der Mann erzählte: „In der Nähe vom dunklen Wald steht ein altes Häuschen, in dem eine alte, sehr alte Frau lebt.“ „Wie komme ich dorthin?“, fragte der Jüngling. „Du musst in Richtung der Sonne am nächsten Morgen bis zur Mittagszeit gehen und dann wende dich nach rechts. Dort wirst du einige Bäume erkennen, gehe in diese Richtung bis du vor der Hütte stehst“, antwortete der Alte verschlüsselt, „aber hüte dich vor der Dame, sie ist eine etwas knurrige Frau und man redet davon, dass sie zaubern könnte.“ Der Stallbursche bedankte sich bei dem alten Mann für die Auskunft. Er machte sich auf den Weg zu dem Häuschen im Wald. Unterwegs dachte er schon daran, wie schön es sei, wieder Arm in Arm mit seiner Freundin herum zu tollen. Der Knecht fand die Hütte und klopfte an die Tür. Ihm öffnete eine knurrige ältere Dame, die ihn fragte: „Fremder, was willst du von mir?“ „Ich habe gehört, sie können zaubern und deswegen glaube ich, dass ich bei ihnen das finde, was ich suche“, antwortete frech der Bursche. „Und was wäre das?“, fuhr sie ihn an. „Meine Geliebte! Wo ist sie?“ Die Frau war sehr erzürnt und zeigte ihm eine sprechende Blume. Die Hexe sagte: „Hier dies ist deine Geliebte! Ich habe sie in eine Blume verwandelt!“ Der Stallknecht war sehr traurig darüber und die Alte verzog sich in ihr Häuschen. „Liebster, mein Liebster, sei nicht traurig. In ihrem Häuschen ist ein Zauberspiegel, auf diesem erscheinen die Koordinaten zu einem Moor, dem Fürchte-Moor. An diesem Moor wächst das Gegenmittel. Ein Kraut, das blau ist und einen sehr miesen Geruch hat, aber es ist das einzige Gegenmittel“, sprach die Blume. „Ich werde dir das Gegenmittel bringen, meine Liebste“, sagte der Knecht. Er schlich sich in das Haus der Alten und befragte den Spiegel. Er suchte so etwas wie einen Geheimknopf, aber er fand keinen. Er probierte verschiedene Sprüche aus, aber keiner funktionierte. Doch als er sagte: „Spieglein du da an der Wand dran, warum sagst du mir die Zauberzahlen nicht an!“ Dies war der Spruch, der den Spiegel dazu brachte, die Zahlen zu sagen. Auf dem Spiegel erschienen die Zahlen 100 und 3. Er machte sich auf dem Weg zu dem Fürchte-Moor wobei ihm sehr mulmig war, weil er nicht wusste, was ihn dort erwartete. Doch für seine Geliebte nahm er das Risiko auf sich. Tage und Nächte vergingen bis er zu dem Moor kam. Bei diesem Moor war auf dem ersten Blick gar nichts fürchterlich, aber ein Gestank war dort. Der Stallbursche dachte sich: „Es muss ihr wohl so stinken, weil hier soviel von dem Zauberkraut wächst.“ Er sammelte davon soviel er tragen und riechen konnte. Dann machte er sich wieder auf dem Weg zu dem alten Häuschen. Wieder lief er Tage und Nächte ohne Pause, bis er an seinem Ziel kam. Als er dann schließlich angekommen war, verwandelte er die Blume mit dem stinkenden Kraut zurück und der Hexe ließen sie das restliche Kraut da. Und so leben sie heute noch glücklich und zufrieden.

Christina Dinkel

 


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