Der Prinz und das Geheimnis der Hexe

 

Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin, die über ein großes Königreich herrschte. Eines Tages kam eine alte Bettlerin ans Schloss. Sie bat um eine Unterkunft. Die Prinzessin jedoch lehnte ab. Sie war zwar schön, aber sie hatte mit der Zeit ihr Herz aus Gold verloren. Die Hexe warnte sie: „Lasst mich ein, denn sonst wird großes Unheil über euch kommen!“, doch die Prinzessin lehnte wieder ab.
Plötzlich stand vor der Prinzessin eine bezaubernde Fee. Die Prinzessin bat um Gnade. „Oh gute Fee, ich wusste nicht wer ihr seid! Bitte verschont mich! Ich lasse euch einkehren, aber bitte habt Gnade!“, flehte die Prinzessin. „Wie du mir so ich dir“, gab die Fee nur zurück und verwandelte die hübsche Prinzessin in eine hässliche, verkrüppelte alte Hexe. Auch verwandelte sie das ganze Schloss. „Du kannst nur wieder eine Prinzessin werden, wenn dich ein junger Prinz liebt, und mit dir den ersten Kuss der wahren Liebe teilt!“, sprach sie noch und verschwand. Die verwandelte Prinzessin blieb allein zurück und wartete auf den erlösenden Kuss. Aber wird es jemals einem Prinz gelingen eine hässliche Hexe zu lieben?
Weit weg von all dem war ein junger Prinz mit dem Namen Ferdinand.
„Es ist an der Zeit, dass Ferdinand heiratet, oder Liebste?“, fragte einst der König seine Gemahlin. Diese antwortete: „Ja, ja du hast recht Liebster!“ „Wir werden einen Ball veranstalten, auf dem sich der Bursche eine Braut aussucht!“, verkündete er. Wie gesagt, so auch getan. Bald schon fand der Ball statt. Es waren alle Prinzessinnen aus den verschiedenen Königreichen gekommen. Der Prinz hatte eine große Auswahl, doch er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. „Vater, was soll ich mit einer Prinzessin, die ich nicht liebe? Und was ist, wenn sie mich nur heiratet, weil ich reich bin? Ich weiß nicht so recht, Vater, ich brauche einfach noch etwas Zeit!“, erzählte er dem König. „Papperlapapp, du bist alt genug! Wen interessiert es, das sie dich nicht liebt? Hauptsache, wir haben eine Königin! Wenn meine Zeit gekommen ist, musst du meinen Platz einnehmen!“, erwiderte der König. Der Prinz verließ den Ballsaal ohne jede Andeutung, und schloss sich in seinem Gemach ein. Der Ball wurde abgeblasen und stattdessen wurde der Prinz gesucht.
Der König wurde zwar sehr zornig, doch die Königin brachte ihn zur Vernunft. Sie verstand ihren Sohn, denn sie dachte damals , als sie jung war, auch nicht anders. Das brachte sie auch dem König bei, der es erst nach langem Diskutieren verstand. Trotzdem ließ er nicht locker. Schließlich floh Ferdinand aus dem Schloss. 
Die Jahre zogen dahin, und die Prinzessin wartete immer noch auf ihre Erlösung. 
Ihre Hoffnung war schon fast am Ende, als dann doch Prinz Ferdinand vorbei ritt. Prinzessin Fiona, die verzauberte Hexe, merkte dies, und schickte eine ihrer Tauben als Wegweiser für den Prinzen. Nachdem Ferdinand auf der Flucht vor seinem Vater war, folgte er der Taube zum Schloss. „Hallo, ist hier jemand? Ich bin Prinz Ferdinand und wollte fragen, ob ich hier eine Bleibe finde! Es muss nicht für lange sein. Nur würde ich gern wissen wer der Herr, oder die Herrin dieses Schlosses ist. Hallo, ist hier jemand? So gebt doch Antwort!“, rief der Prinz, als er eintrat „Ich bin die Herrin!“, sprach Fiona. Der Prinz erschrak bei ihrem Anblick. „Ihr braucht also eine Unterkunft? Gut, ihr dürft bleiben.“, lud ihn Fiona ein. „Es kann aber auch für länger sein, von mir aus auch für immer!“ Der Prinz war einverstanden. Er fing sogar an, die Hexe zu mögen. Auch tanzten die beiden jetzt jeden Abend im etwas verstaubten Ballsaal, sie speisten miteinander und unternahmen viel gemeinsam. Der Prinz verliebte sich sogar in die Hexe. Das offenbarte er ihr eines Abends beim Tanzen: „Fiona, ich, nun ja, ich liebe dich! Ich wünsche mir nichts mehr, als dass du mit mir auf mein Schloss gehst, und meine Frau wirst!“ Fiona willigte ein und war überglücklich. So teilten die beiden den ersten Kuss der wahren Liebe. Fiona wurde wieder eine wunderschöne Prinzessin und heiratete Prinz Ferdinand. Der kannte nun das Geheimnis der “Hexe“, und lebte mit ihr von nun an glücklich bis ans Ende ihrer Zeit. Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute 


Anja Endres

 


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